Hallo Zusammen
nachdem ich schon bei rc-network ein paar Takte zu diesem Teil verloren habe, hier nun ein paar Erfahrungen.
Im Verlauf des Fräserlebens fängt die Umspannerei das Nerven an und da sowieso ein Spindelwechsel anstand, wurde ein Wechsler ins Auge gefasst. Nun sind aber kommerzielle Spindeln mit automatischem Werkzeugwechsler nicht unter 2500,-€ zu erwerben (zumindest die, die auch 8mm spannen können) und sie wiegen ziemlich viel. Selbst in China direkt zu erwerbende Teile waren preislich nicht weit weg von europäischer Ware (wobei ich sowieso ein Problem mit Chinaware habe - aber das ist eine andere Geschichte...) Nun flatterte ein Sorotec Newsletter ins Haus, mit dem Verweis auf diverse Wechslesrysteme - hoch bis zum 80mm Vorsatzwechsler für Chinaspindeln. Nun der Reihe nach
Spindel
Bis dato diente in der Al-Line ein Suhnermotor sehr zuverlässig und recht geräuschvoll dem Span aus dem Werkteil. Mit der Maxime, die Lautstärke zu drücken, war eine neue Spindel Pflicht und dank einer sehr kompetenten Beratung von Marc Gasser fand eine präzisierte 80mm wassergekühlte Spindel den Weg - zumindest schon einmal in die Werkstatt.
Planung
Als ehemaliger Jünger der konstruktiven Zunft sollte mit wenig Überraschungen der Verbund Wechsler/Spindel in die Fräse integriert werden, idealerweise mit allen nötigen Anbauteilen wie Absaugung und Fogbuster. Hierbei wurde schnell klar, das die Länge der gesamten Einheit dem Schrittmotor den Raum streitig machen würde, also wurde vorab ein neues Lagerschild für die Spindel gefräst, die gleich auch Steckverbinder von FESTO für handelsübliche 10mm Wasserkühlungsschläuche aufnimmt. Am neuen Lagerschild sitzt der Stecker exzentrisch und damit geht er knapp am Schrittmotor vorbei
Der Wechsler selber
Dieser ( in meinem Fall das 80mm Modell) kommt als Einzelteil mit einer Rotex Kupplung, die dann über eine 6mm Welle in die Spannzange der Spindel geht. Der Wechsler selber hat einen Druckluftanschluß zum Auswerfen. Solange Druck auf diesem Anschluß ist, bleibt die interne Aufnahme offen, wenn der Druck wieder abfällt, greift die interne Klaue in den Spannkonus der SK10 Aufnahme. Diese SK10 Aufnahmen kommen von Mechatron mit Mutter ohne Spannzange. Ich habe welche von Bach bestellt, es passen ER16 Spannzangen bis 12mm.
Solange der Wechsler kalt ist, ist er recht laut, das wird aber mit erreichen einer gewissen Betriebstemperatur deutlich angenehmer. Zur Präzision: Nach reichlicher Messerei (Nein, es gilt nicht, wer viel misst misst Mist) aller Aufnahmen gilt folgendes: Unter das Maßgabe, das der Wechsler warm ist, der Innenkegel peinlichst sauber ist, der Kegel der Aufnahme sauber ist und die Mutter der Aufnahme richtig (!) fest angezogen ist, erreicht man Genauigkeiten zwischen 0,01 und 0,02mm. Die wurde gemessen mit 3,175mm - 8mm Fräsern. Also Werte, die imho vollkommen akzeptabel sind.
Ansteuerung
Wichtig ist, ein 3/2 Wege Ventil zu benutzen (http://www.sorotec.de/shop/CNC…ilotventil-1-8--230V.html). Bei normalen Schaltventilen verhindert der nicht abgebaute Restdruck in der Leitung, dass sich die Spannzange im Wechsler schliesst. Auf der Softwareseite nutze ich Planet CNC (inkl. dem passende Board). Hier ist ein ATC bereits mit allen Möglichkeiten vorgesehen. Da musste kein Makro gebastelt werden, "Parkplatzkoordinaten" eingeben, Optionen wie Pins der Ventile und Haltezeiten eingeben, fertig. Als Pressluftversorger nutze ich einen etwas besseren Airbrushkompressor (halt leise) der bis 8bar liefert - derzeit völlig ausreichend
Anbauten
Da ich ein Freund der simplen, werkzeuglosen Montage bin, sind Teile wie der Absaugschuh auch simpel als Bajonett gelöst, nach 20° kann man diesen abziehen, ein an den Wechsler angepasster Koppelring nimmt die Absaugung auf
Fräsen
Ich habe Stand heute diverse dicke Hölzer (bis 21mm MPX), POM und einmal Alu gefräst. Von anderer Seite befürchtete Schwingungen aufgrund der Gesamtlänge der Welle plus der Aufnahme sind überhaupt kein Thema. Bei POM (Vorschub 1750mm 4mm Fräser, 5mm Zustellung) war der Fräser das Problem. Bei Alu (2000mm/min, 8mm Einzahnfräser, 1mm Zustellung) merkte man zwar, das da ordentlich Energie verbraten wurde, aber da ratterte nix und die Oberfläche (5083er Alu) war gut!!
Ich werde nach Weihnachten wieder mehr Lärm machen dürfen aber Zwischenfazit: Hat das Teil meine Erwartungen erfüllt? Absolut! Nun sind komplexe Frästeile sehr einfach mit Fräserwechseln zu realisieren, ein M06 code mit der entsprechenden Werkzeugnummer reicht! In ESTLCAM muß halt nur die Wergzeugliste der in meiner SW entsprechen, aber das hat auf Anhieb funktioniert - in Summe bin ich extrem zufrieden!!
Grüsse
Gero